VW startet Flottenversuch mit dem Plug-In Hybridauto Golf Twin Drive
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(30.06.2011)
Die Volkswagen (VW) AG hat im Rahmen des im Juli 2008 angelaufenen „Flottenversuchs Elektromobilität“ eine Testflotte bestehend aus 20 Plug-In Hybridautos Golf Twin Drive an das Bundesumweltministerium in Berlin übergeben. In den Elektroautos von VW arbeitet Technik der Zukunft, eine Erweiterung von Plug-In Hybrid und Range Extender. Das Prinzip ist schon länger bekannt, aber das Zusammenspiel der Komponenten bringt Neues. Bei einer ersten Testfahrt in Deutschlands Hauptstadt zeigte sich, dass die Testwagen mit dem Namen Golf Twin Drive beides ermöglichen: emissionsfreies Fahren in der Stadt und große Reichweite.
Wie bei den meisten Hybridautos üblich merkt man nach einem Dreh am Zündschlüssel zuerst nichts, es sei denn, man guckt auf den Zeiger des Drehzahlmessers ins Auge. Er hat sich aus seiner ruhenden Position auf die neun Uhr Position bewegt. Wenn man nun auf das Gaspedal tritt, bewegt sich das Plug-In Hybridfahrzeug mit einem leichten Summen im Elektrobetrieb vorwärts.
Hinter der Bezeichnung Twin Drive steckt ein vielversprechendes Antriebskonzept von VW, im Elektrobetrieb bezieht der Golf Variant seine Antriebsenergie aus einer Batterie. Wenn der Akku leer ist oder man mehr als 120 km/h fährt, schaltet sich der 85 kw / 116 PS starke Verbrennungsmotor hinzu. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Hybridfahrzeugen kann man mit dem Hybrid-Golf dank seiner Twin Drive Technologie mehr als 50 Kilometer im reinem E-Betrieb zu fahren. Es spielt dabei keine Rolle, wie schnell und mit welcher Belastung gefahren wird, der Benzinmotor bleibt so lange ausgeschaltet wie es der Fahrer wünscht oder die Batterien leer sind. Wenn die ca. 190 Kilogramm leichten Batterien verbraucht sind, fährt der Twin Drive mit seinem Verbrennungsmotor weiter.
Prof. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG: ,,Unsere Plug in-Technologie ist genau das, was viele Autofahrer wünschen: In der Stadt emissionsfrei unterwegs sein, ohne auf die volle Flexibilität für längere Strecken verzichten zu müssen.“
Das Plug-In Hybridauto mit Twin Drive verfügt auch über die Möglichkeit, ein Fahrprofil einzusetzen, bei dem man mit dem Elektromotor in der Innenstadt startet, die Langstrecke mit dem Benzinmotor zurücklegt und am Zielort wieder auf den rein batterieelektrischen Antrieb umschaltet. Solche Fahrprofile werden in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen, zum Beispiel muss man in Städten wie London hohe Gebühren bezahlen, wenn man dort mit einem Auto fährt, welches nur einen klassischen Verbrennungsmotor hat.
Der Golf Twin Drive bietet für solche Profile ein spezielles Programm: Es wird über das normale Display wie ein Navigationsgerät gesteuert und macht den Einsatz des rein elektrischen Fahrens planbar.
So kann man bei einer Fahrt in eine beispielsweise 270 Kilometer entfernten Stadt Bordcomputer des Golf Twin Drive befehlen, genug Strom im Akku zurückzuhalten, um dort im Stadtverkehr 25 Kilometer rein elektrisch fahren zu können. Das Plug-In Hybridauto zieht auf dem 270 Kilometer langen Anfahrtsweg als Hybrid seine Antriebsenergie aus dem Verbrennungsmotor und dem Akku, welcher über Rekuperation immer wieder Strom aufnimmt. So wird schon bei der Anfahrt Sprit gespart und am Zielort hat man genug Stromreserven für die geplante 25 Kilometer Fahrtstrecke im Elektromodus.
Wer mit einem Elektromobil lange Strecken fahren will, der braucht sich beim Twin Drive von VW keine Sorgen um das rechtzeitige aufladen zu machen. Denn die Batterie und der Benzintank ermöglichen zusammen eine Reichweite von ca. 900 Kilometer. Auch um die Leistung braucht man sich keine Sorgen zu machen, der Elektro- und Verbrennungsmotor bieten zusammen eine Systemleistung von 120 kW / 163 PS – die Höchstgeschwindigkeit liegt bei etwa 179 km/h. Nach der für Plug in-Hybrid-Fahrzeuge geltenden Richtlinie für die Verbrauchsermittlung ergibt sich für den Golf Twin Drive ein Wert von 2,1 Liter auf 100 Kilometer, entsprechend 49 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer.
Der Leiter (Jürgen Leohold ) der Konzernforschung bei Volkswagen sagt: ,,Dieses Konzept verspricht in den kommenden zehn Jahren das größte Potenzial im Bereich alternativer Antriebe“, meint,. Man forsche parallel aber weiter intensiv an der Batterietechnik, um rein elektrische Autos wie den Golf Blue-e-Motion fit für den Alltag zu bekommen. Auch Winterkorn ist überzeugt: ,,In den Städten emissionsfrei zu fahren, und dennoch weitaus größere Distanzen als reine Elektrofahrzeuge zurücklegen zu können – damit setzt das Twin Drive System von Volkswagen neue Maßstäbe und könnte sich mittelfristig für das Gros der Autofahrer zur idealen Antriebsform entwickeln.“
Der Konzernvorstand Herr Winterdorn sieht in der flächendeckenden Einführung der Plug in-Technologie und des reinen Elektroautos eine große Herausforderung. Einen Schritt in diese Richtung soll der ,,Flottenversuch Elektromobilität“ bringen, an dem die Golf Twin Drive nun teilnehmen. Unter der Federführung von Volkswagen betreiben der Energieversorger E:ON, die Fraunhofergesellschaft ISIT, das Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung, das Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und die Westfälischen Wilhelms-Universität den Feldversuch.
Ab dem Jahr 2013 soll mit der Serienproduktion von Plug-In Hybridautos bei VW begonnen werden. VW hat bisher keine Angaben zum Kaufpreis gemacht, jedoch wird der Einführungspreis sicherlich bei 35.000 bis 40.000 Euro liegen.