VW will Elektroautos mit Laptopzellen antreiben
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Elektroautos mit Laptops-Akkus anzutreiben klingt zuerst wie ein Projekt von Studenten, aber Laptop-Akkus sollen Volkswagen Zeit verschaffen und die Zulieferer unter Druck setzen. In Wolfsburg steht derzeit ein absolutes ein Einzelstück eines Elektroautos, Offiziell gibt es den bis zu 230 Kilometer pro Stunde schnellen Elektro-Golf in Wolfsburg gar nicht. Kein Wunder: Der Stromflitzer stammt vom Elektroautobauer Tesla.
Tesla ist gerade an die Börse gegangen, zu den Aktionären gehören Volkswagens deutscher Konkurrent Daimler und der japanische Erzrivale Toyota. Bestellt hat den Exoten-Golf Volkswagens Elektrobeauftragter Karl-Thomas Neumann und das Ergebnis schindet ganz schön Eindruck: Der Tesla-Golf fährt wie ein GTI. Bei Testfahrten sehen die Besitzer schneller Audi-Modelle den Elektro-Golf schnell von hinten.
Der Motor des fast geräuschlosen Elektroautos bringt bis zu 160 Kilowatt (knapp 220 PS) auf die Straße, die Energie kommt von Tausenden kleinen Zellen des Typs 18650, wie er in Laptops üblich ist. Etwa zwei Milliarden Stück werden pro Jahr hergestellt, der Großteil in Asien. Eine Zelle kostet nur ca, zwei Euro.
Noch vor wenigen Monaten galten Laptopzellen als „brandgefährlich“ und gerade ein Konzern wie VW konnte sich deren Einsatz angesichts des Unfallrisikos im Auto bisher nicht vorstellen.
Jetzt präsentiert Winterkorn einer überraschten Fachwelt den gängigen Zelltyp 18650 als kostengünstigen Hoffnungsträger. Denn einer der Hauptprobleme bei Elektroautos sind die teuren Akkus, selbst bei industrieller Fertigung der speziell für Elektroantriebe geplanten Hochleistungsbatterien auf Lithium-Ionen-Basis werden etwa 15.000 Euro pro Stück fällig.
Wenn es VW gelingen sollte, Laptopzellen einzusetzen, könnte Volkswagen die Kosten um zwei Drittel senken.
Andere Autobauer wie Toyota haben sich mit Batterieexperten wie Panasonic aus Japan verbandelt und VW plant stattdessen eine lockere Beziehungen zur Panasonic-Tochter Sanyo, dem Wettbewerber Toshiba, der Kooperation Bosch-Samsung und BYD aus China.
VW räumt selbst ein, nicht zu wissen, welches die richtige Batteriestrategie sei – deshalb setzt VW auf jedes Pferd. Problematisch ist die elektronische Steuerung Tausender Laptopzellen, diese sei bisher kaum zu leisten. 8.160 Stück sollen den Supersportwagen Etron der VW-Tochter Audi antreiben, 4.608 Stück sind für die Batterie eines E-Golf nötig.
Die Laptop-Zellen sollen nicht auf Dauer eingesetzt werden, sondern sie dienen VW dazu Zeit zu gewinnen, um im Wettbewerb zu bestehen, und in der Lage zu sein, parallel größere Batterien zu entwickeln.
Es bleibt spannend, ob VWs mit Laptopzellen wirklich Martkreife erlangen, oder ob VW schon vorher andere Batterieformen einsetzen wird.
Quelle: Handelsblatt