Wenn es nicht bald mehr öffentliche Ladestationen gibt, bleibt das Elektroauto ein Nischenprodukt

[18.04.2020] Da in Deutschland immer mehr Elektroautos verkauft werden, besteht auch ein höherer Bedarf an Ladestationen. Wenn laut einer aktuellen Studie der Ausbau der Ladeinfrastruktur nicht bald erhöht wird, könnte der Absatz von Stromern ins Stocken geraden.

Dieser Parkplatz steht vor einer Ladestation bei Volkswagen in Wolfsburg.
Dieser Parkplatz steht vor einer Ladestation bei Volkswagen in Wolfsburg.

Mit zunehmender Elektrifizierung des Verkehrs wächst auch der Bedarf an privat und öffentlich zugänglichen Ladepunkten. Nach den Ergebnissen einer neuen dena-Studie verfügt Deutschland zwar über ein großes Potenzial von 8-12 Millionen privaten Ladepunkten in Gebäuden mit einer oder zwei Wohnungen, jedoch nur über ein Potenzial von 0,45-1,8 Millionen privaten Ladepunkten bei Gebäuden mit drei oder mehr Wohnungen.

In Wohngebieten mit Mehrfamilienhäusern ist der Ausbau der öffentlichen Ladestationen nötig, um den politisch gewünschten Absatz von Elektrofahrzeugen zu ermöglichen.

Bewohner von Einfamilienhäusern können sich einfach eine Wallbox für ihr Elektroauto kaufen

Für Verbraucher, die in Gebäuden mit ein oder zwei Wohneinheiten leben, sieht die Studie in den kommenden Jahren in den meisten Gegenden Deutschlands ein ausreichendes Potenzial, ihr Elektrofahrzeug an einer privaten Wallbox oder Steckdose zu laden. Ein kritisches Verhältnis von privater Ladeinfrastruktur zu Elektrofahrzeugen ist jedoch in kaufkraftstarken Regionen zu erwarten. Das sind die zentralen Ergebnisse einer Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena) und Prognos AG im Auftrag des Energieunternehmens EnBW.

Andreas Kuhlmann (Vorsitzender dena-Geschäftsführung) sagt:

„Voraussetzung für den so dringend benötigten Markthochlauf der Elektromobilität sind attraktive Fahrzeuge und die entsprechende Ladeinfrastruktur. Es ist gut, dass die Hersteller ihr Portfolio künftig deutlich verbreitern. Erst wenn Elektroautos in unterschiedlichen Größen verfügbar sind, wird Elektromobilität auch für breitere Verbrauchergruppen interessant. Damit wächst jedoch auch der Bedarf an Zugang zu privater und öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur. Wie die neue Studie zeigt, bedarf es gerade für Bewohner in verdichteten Gebieten, die in Mehr-Parteien-Gebäuden leben, eines zügigen Zubaus an öffentlicher Ladeinfrastruktur. Der Einsatz von Fördermitteln sollte sich daher daran orientieren, ein zusätzliches, öffentlich zugängliches Ladeinfrastrukturangebot für alle Bevölkerungsgruppen zu schaffen, um einen Engpass der Ladeinfrastrukturverfügbarkeit sowie des Fahrzeugabsatzes zu vermeiden.“

Timo Sillober (EnBW-Vertriebschef ) mahnt:

„Der zu erwartende Bedarf zeigt, dass der Aufbau der privaten und öffentlichen Ladeinfrastruktur sehr schnell stattfinden muss“,  „Bereits ab dem Jahr 2022 ist regional mit Engpässen an öffentlich zugänglichen Ladestationen zu rechnen. Wichtig ist dabei insbesondere der Ausbau von Schnellladeinfrastruktur im urbanen Raum. Als Betreiber des größten Schnellladenetzes in Deutschland forcieren wir daher unser Engagement auch in diesem Bereich – nicht nur beim Ausbau des deutschlandweiten Schnellladenetzes an Fernverbindungen.“

Ab dem Jahr 2030 könnte auch das private Ladeinfrastrukturpotenzial ausgeschöpft sein, um den Bedarf aller elektrifizierten Fahrzeuge zu decken. Damit sie – wie von der Bundesregierung gewollt – in großem Stil auf den Straßen unterwegs sein können, müssen die Lademöglichkeiten zügig geschaffen werden.

Gerade für potenzielle E-Fahrzeugbesitzer in Mehr-Parteien-Gebäuden oder in Wohngebieten ohne Stellplatz, mit angemietetem Stellplatz oder Stellplatz in einer Wohneigentümergemeinschaften, wird der Aufbau einer ausreichenden, öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur ein wesentliches Entscheidungskriterium bleiben.

Die vorliegende Studie gibt einen Überblick, ob der deutsche Gebäudebestand theoretisch das Potenzial besitzt, den Ladeinfrastrukturbedarf von sieben bis zehn Millionen Elektrofahrzeugen bis 2030 abzudecken, wenn 85 Prozent aller Ladevorgänge durch private Ladepunkte stattfinden würden. Daraus abgeleitet werden Bedarf und Maßnahmen zur Entwicklung identifiziert. Zwar besteht über ganz Deutschland betrachtet bis 2030 das theoretische Potenzial, den Strombedarf aller Elektrofahrzeuge über das private Ladeinfrastrukturangebot zu decken.

Damit der Absatz von Elektroautos nicht ins stocken gerät, müssen mehr Ladestationen gebaut werden

In allen Szenarien zur privaten Ladeinfrastrukturentwicklung erscheint ein paralleler beziehungsweise vorgreifender Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur aber ebenfalls dringend notwendig, um das Marktwachstum der Elektrofahrzeuge nicht zu behindern. Aufgrund der regional unterschiedlichen Kaufkraft und Wohnraumverteilung wird es innerhalb Deutschlands einen regional und zeitlich differenzierten Markthochlauf der Fahrzeuge und damit Bedarf an öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur geben.

Die Studie empfiehlt daher den Aufbau eines Grundnetzes an Ladepunkten in dicht besiedelten Wohngebieten (urbaner Raum), eine stärkere Verzahnung von Elektrofahrzeugneuzulassungen mit der Fördermittelvergabe sowie den Abbau rechtlicher Hindernisse, um private Ladepunkte in Mehrfamilienhäusern und Stellplätzen von großen Wohngebäuden zu schaffen.

Hier kann die Studie (im PDF) Format gelesen werden: dena-STUDIE: Privates Ladeinfrastrukturpotenzial in Deutschland

Via: dena – Pressemitteilung vom 15.04.2020

Kai

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4 Gedanken zu „Wenn es nicht bald mehr öffentliche Ladestationen gibt, bleibt das Elektroauto ein Nischenprodukt

  • 18. April 2020 um 12:44
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    Für die, die es noch nicht erfasst haben: die Lösung für das Problem mangelnder Ladestationen ist das Hybridauto, das eine eingebaute Aufladungs-Technik enthält. Wozu also ein doppelt so teures E-Auto mit nur selten benötigter (elektrischer) Reichweite von 350 km u. mehr, wenn im Lauf oder am Ende der Strecke kein Ladeterminal vorhanden ist. Sollte es wider Erwarten vorhanden sein, hat man grosses Glück darauf zu warten, bis der Vorgänger nach vielen Stunden es wieder verlässt und man selbst die 6-8 Stunden Vollladung beginnen kann. Wer kauft sich ein Auto mit einer derart anwendungsfremden Technik ?

  • 18. April 2020 um 15:45
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    Ich kenne ehrlich gesagt kein einigermaßen modernes Elektroauto das an der passenden Ladestaton 6-8 Stunden für eine Volladung braucht ?!? Man könnte jetzt hier über die AC Schnarchladeung bei machen reden aber die laden dann ja an DC entsprechend schnell. Das Hybrid auto ist, wie auch das Elektrauto, ein Fahrzeug für ein bestimmtes Anwendungsszenario. Es sollte einfach jeder das für ihn passene Auto kaufen und das tun die Leute ja wohl auch. Ich persönlich war zuletzt vor einigen Monaten mit meinem ZOE an einer öffentlichen Ladestation weil ich fast nur zu Hause auflade. Es ist doch schön, daß wir heute ein oder zwei Fahrzeugtypen mehr zur Auswahl haben als früher. Beide Seiten sollten in dieser Diskussion so langsam mit dem Missionieren aufhören und die Welt nehmen wie sie ist.

  • 18. April 2020 um 20:22
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    Noch wichtiger, ist daß die Ladestationen durchlässiger werden für Bankkarten Personalausweise, oder Bargeld.
    Ich habe es aufgegeben, zu mindestens 50% komme ich nicht an Strom weil irgend etwas harkt !!

  • 19. April 2020 um 20:58
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    ich sehe gerade den Hasskomentar gegen die Hybriden. Ich fahre nun 8 Jahre solchen eine Plug in Hybrid,.
    Über gescheiterte Ladeversuche im diesen 8 Jahren , könnte ich ein Buch schreiben. ich habe aber diese Versuche mittlerweil e wegen der geringen -Erfolgsausicht aufgegeben ! Ich würde mir evtl ein vollelektrisches Auto als Zweitzwagen , zulegen ? Weiter Strecken würde ich aber immer, mit dem Hybriden fahrenn !!

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